Mittwoch, 19. November 2008




Meine zweite Wohnung, 03.10.2008

So die zweite Wohnung war wesentlich besser, als die erste. Ein alter Mann hat die obere Etage seines Hauses vermiete, zwei Schlafzimmer und eine Küche (jedoch ohne Herd, Ofen oder Mikrowelle).
Ein großer Vorteil war, dass keine Ameisen in den Zimmern lebten, denn (was ich vergessen hab zu erwähnen):
Die Ameisen der ersten Wohnung hatten es sich während meines Hikkaduwa-Trips in meinem Laptop gemütlich gemacht, aber nicht 50, nein, es war eine ganze Kolonie. Erst kamen sie nur aus den Scharnieren des Bildschirms, als ich dann mit Nagelschere und Fingernägeln den Laptop so weit es ging zerlegt hatte, musste ich feststellen, dass sie sich nicht nur überall tummelten, sondern mir auch, als wäre es nicht schon beschissen genug, irgendeinen gummiartigen Kühlkörper zerfressen hatten, welchen sie wie kleine Eier im ganzen Gehäuse verteilten.
Als ich dann die Festplatte ausbaute und diese anhob, befand darunter eine Matte aus Ameisen, die ich wütend versuchte gottesgleich zu zerquetschen, jedoch mehr als die Hälfte flüchtete sich in für mich unerreichbare Tiefen des Laptops.
Nun gut, er läuft noch auch wenn mit ein paar Blessuren vom Zerlegen und Wiederzusammensetzen.

Ja, jedenfalls dort waren keine Ameisen, dafür einige andere Haustierchen.
Als erstes möchte ich die Termiten erwähnen, welche sich mit Muße ueber meinen Kleiderschrank hermachten (Jeden morgen krümelige Holzreste auf den Sachen), außerdem darf ich nicht das Fellvieh vergessen, welches eines Abends, als meine Mitbewohnerin (Stefani, sie war eine Woche spaeter abgereist) und ich die Tür öffneten, und mir mit einem Mal ein etwas buschiges, strohiges zwischen den Beinen hindurch aus dem Dunkel in die Freiheit schoss (DOOM 3 – Spieler können sich diesen Augenblick des Schreckens gut vorstellen…für Nichtspieler einfach mal bei youtube gucken).
Wie sich herausstellte war es eine Katze, die durchs offene Küchenfenster rein aber nicht mehr raus kam.
Jetzt zu den Moskitos, welche die erste Wohnung wegen der Autoabgase mieden. Diese waren hier zahlreich vertreten, ich hatte zwar ein Mückennetz, aber was nützt einem das, wenn man für jedes Bett zu lang ist, und deshalb die Füße entweder rausgucken oder so straff am Mückennetz liegen, dass die Biester durchstechen können.
So…wer fehlt noch, genau. Die Chip und Chaps, echt süße Streifenhörnchen, die überall rumflitzen und auch gern in die Küchen kommen, um Cracker und Brot zu naschen. Süß waren sie aber nur bis mich ihr markerschütterndes – wie soll ich es nennen Kreischen, Fiepen (zu leise), Pfeifen – Kriepfen, das klingt gut, morgens weckte. Ich glaube die müssen ihren Lungeninhalt mit 30 Bar durch eine Stecknadelgroße Öffnung pressen, so extrem hoch und laut ist dieser Ton.
Zu guter letzt kommt noch die untertassen-große Spinne die eines Tages als ich Heim kam im Treppenhaus saß, ich war nicht sehr beeindruckt, aber als meine Arbeitskollegen meinten, dass sie sehr giftig sei, hatte ich schon Respekt, hab sie aber seitdem nicht mehr gesehen.

Meine Güte ich hohl ganz schön aus, aber das kommt alles irgendwie so rausgesprudelt.
Hier mal ein paar Bilder zum gucken:



Jedenfalls kam ich dort Donnerstagabend an, Stefani war die nächsten zwei Tage nicht da und ich musste mich wieder irgendwie ein bisschen einleben.
Ich weiß nicht warum aber auch hier wäre ich am liebsten sofort nach Hause gefahren, ich musste ständig an meine Freundin denken und wie lange ich noch dort wohnen würde. Und was mach ich Kohlkopf, setz mich aufs Bett, um Musik zu hören, und wähle aus meinen zwei Möglichkeiten Beatsteaks und Coldplay, die Zweite (also recht melancholische Musik).
Da lag ich nun wie ein Troepfchen Elend …… das war schon ein echt blödes Gefühl.

Ich glaube nach 2 Stunden habe ich mich dann aufgerappelt, denn ich musste noch Wäsche waschen.
Wäsche waschen heißt waschen per Hand.
Meine anfängliche Taktik bestand darin, einfach alles in die Waschschüssel zu kippen, drei Mal umzurühren, alles knappe 2 Stunden ziehen zu lassen und es dann auszuwringen
(beim Auswringen meines Badehandtuches bin ich fast zusammengebrochen, da es voll gesogen an die 15 Kilo wog und man Holzfällerpranken braucht, um es zu umfassen und zu drehen, jedes Mal hatten das Handtuch und ich die gleiche Menge Wasser verloren).
Nach einigen Tagen dann, die ich mit seltsam riechenden Klamotten herumgelaufen bin, hab ich meine Vorgehensweise verfeinert. Ich fügte noch einen Vor- und Nachspülgang ein, was die Prozedur an sich zwar aufwendiger machte, aber dafür stanken die Klamotten nicht wie frisch durch behaarte Sportlerachseln gezogen.
Aufhängen musste ich die feuchten Sachen in meinem Zimmer, was dem subtropischen Mikroklima eine noch höhere Luftfeuchte bescherte.
Trotzdem hab ich dort geschlafen wie ein Baby, ich weiß nicht warum aber es war sehr erholsam (außer wenn der Vermieter seine Hustenanfälle bekam, bei denen er sich lauthals seines Auswurfs entledigte).
Ich glaube einen Morgen hatten wir kein Wasser (ich hatte den Rest aus der Leitung gerade zum Wäsche waschen benutzt) und ich musste ungeduscht, verschwitzt zur Arbeit.
Aber trotz aller Widrigkeiten, die Wohnung war nett, vor allem weil ich jemanden hatte mit dem ich reden konnte (zufällig kam Stefani auch aus Berlin, war schon einige Woche vor Ort gewesen und konnte mir Hoffnung machen).




So Ende.

1 Kommentar:

Bazooka Boy hat gesagt…

Und auch hier...

grandios geschriebene Geschichte...

Insbesondere die bildhaften Details machen das Lesen zum wahren... öhm... Leseschmaus...

Ich staune ja echt, dass der Laptop noch funktioniert...

Und auch hier heißt die Devise:
Fotos machen nicht vergessen. Ein Ameisen-durchnagtes Notebook hab ich auch noch nicht gesehen...

Übrigens... gut zu wissen, dass du jetzt Internetzugang hast und die Stories ein wenig flüssiger aufschlagen...

Beste Grüße aus dem...
Ja, ich lüge nicht...
verschneiten Berlin!!!