Freitag, 28. November 2008

Die erste Arbeitswoche,

Nun endlich sollte er beginnen mein Alltag in Colombo.

Verschwitzt und von Mücken zerstochen bin ich am Montag um 6 Uhr aufgestanden (hier wird es um 6 Uhr hell und um 18 dunkel, da ist leicht hochzukommen).
Als ich in den Spiegel sah, blickte mich ein mit Schlaffalten übersätes Gesicht an, anscheinend weicht der Schweiß die Haut auf und die Falten in der Bettwäsche tun ihr übriges.
Also schnell unter die Dusche gesprungen, aus der nur kaltes Wasser herauströpfelt (es gibt keinen Wasserdruck, jedes Haus hat am höchsten Punkt einen Tank, die Erdanziehungskraft hilft dann beim Rest) und mit guter Kernseife abgeseift, denn Duschgel kostet hier ein kleines Vermögen, knapp 8 Euro.
Wer es noch nicht wusste, von Kernseife bekommt man schön stumpfe Haare, nach dem Abtrocknen hat man dann für den ganzen Tag eine Frisur wie der unglaubliche Hulk, wenn man sie nicht mit Wachs bändigt.
Richtig geweckt wurde ich übrigens, nicht von der kalten Dusche, sondern zuvor von unserem rosigen Bad-Gecko, der hinter dem Spiegel wohnte und immer dann vorgeschossen kam, wenn ich den Spiegel zurecht gedreht hab.
Zum Frühstück gab es die ersten Tage nur Cracker der Marke Munchee mit Schmelzkäse, der zu meiner Überraschung mit Chili verfeinert war, später hab ich mir den Luxus von Cornflakes, Milch und Bananen geleistet.
Zum Abwaschen war keine Zeit (Feeehler!!, die Ameisen, die sich übrigens doch dort tummelten, haben sich dann darum gekümmert).
Gegen 7 Uhr hab ich das Haus verlassen und bin vorbei an verlausten, von Krätze geplagten Hunden, die kein Fell mehr hatten, und Gründstücken, auf denen sich der Müll einen Meter hoch türmte (auf der ganzen Grundstücksfläche), 10 Minuten zur Hauptstraße gelaufen,
Von wo ein Bus direkt zu CECB fährt.

Jetzt hol ich mal wieder aus:

Die Busse, das einzige öffentliche Verkehrsmittel. Die Busse sind die gleichen, die ich zuvor schon beschrieben hatte 3,5 Meter hohe, recheckige Stahlmonster.
Jeder Bus hat einen Fahrer (wer hätte das gedacht) und einen Schaffner, der die Fahrkarten verteilt, Leute reinpresst, Taschediebe verprügelt und die Stationen in die Menge brüllt.
Innerhalb von 1,5 Sekunden ruft er knapp 5 Stadtteile auf, und zwar:
Moratuwa, Galkisse, Dehiwala, Wellawatta, Bambalapitya.
Das klingt dann wie ein langes Wort, wer will kann das jetzt einfach mal probieren.
Einen Fahrplan gibt es nicht und Haltestellen sind nur ab und zu ausgeschildert, das Wissen über die inoffiziellen Haltestellen wird, glaube ich, von Generation zu Generation weiter gegeben.
Man kann in die Busse auch zwischendurch einsteigen, wenn man in der Lage ist, in langsamer Fahrt aufzuspringen und die Technik kennt, mit der man sich nicht fast den Arm bricht (ich war anfangs sehr unerfahren).
Diese Tatsache lässt aber nicht den Rückschluss zu, dass die Busse an den Haltestellen immer halten!
Zum Glück standen an meiner Haltestelle immer viele Leute, weswegen der Bus stoppen musste, aber Achtung, der Fahrer fährt los, sobald sich nur noch 2-3 Leute beim Einsteigen befinden.
Im Bus ist meistens alles zu klein für mich, ich kann weder gut stehen, noch gut sitzen. Wenn ich mal sitze, dann entweder mit den Beinen am Gang oder am Fenster mit den angewinkelten Knien gegen die nächste Lehne gepresst). Dazu kommt, dass die Leute hier anscheinend innigen Körperkontakt mit Fremden mögen, wenn man am Gang sitzt, bekommt man so ziemlich alles an die Schulter gerieben oder gelehnt, was sich zwischen Brust und Oberschenkel befindet, mein Brille wurde mir schon vom Kopf gehauen.
Bisher hab ich noch nicht einen Weißen im Bus gesehen, ich glaube deswegen werde ich auch immer wie ein Zirkusaffe angegafft. Anfangs war es noch lustig, nach 3 Wochen wurde ich aggressiv und mittlerweile hab ich mich daran gewöhnt, und gucke den Leuten so lange in die Augen, bis sie weg sehen.
Die Busse sind zur Rushhour grundsätzlich voll besetzt, was heißt, dass:
1. an den Türen die Leute mit einem Fuß im Bus stehen und sich mit einer Hand irgendwo festhalten
2. der Bus zu den Türen hin eine mehr als leichte Schieflage hat.
3. obwohl die Sitze besetzt sind, man von außen mehrere Gesichter an der Scheibe sieht, durch den enormen Druck der innen herrscht werden, die an den Sitzen Stehenden auf (ja auf!) die Sitzenden gedrückt
Wenn eine dieser Bedingung nicht erfüllt ist, muss es irgendwo noch einen freien Platz geben.
Und irgendwie schafft es der Schaffner trotzdem alle abzukassieren und kann sich sogar von vorn nach hinten durch den Bus bewegen. Auf dem Bild koennt ihr einen normel befuellten Bus sehen.

Ab 20 Uhr fahren schlagartig nur noch 10%, von da an nehmen auch nur die ganz mutigen die Busse, also ich natürlich auch. Der Fahrstil ähnelt dann dem, den der Fahrer auf der Rückfahrt von Pittgoda (dem Bergdorf) nach Kandy hatte. Sie heizen mit ca. 50-60 (das ist schnell) hupend durch die Stadt

Letztens sind Valentin und ich um 20.30 Uhr auf einen Bus gesprungen, er ging vor und hielt sich drinnen mit einer Hand an der oberen Stange fest. Der Bus fuhr plötzlich ruckartig an und da Valentin gerade nur auf einem Bein stand, macht er eine formvollendete, schwingende Kreisbewegung, mit der er seinen Körper auf dem Schoß des auf der ersten Bank sitzenden Mannes und sein Gesicht gegen die Scheibe beförderte.(während ich das schreibe muss ich lachen, vielleicht klingt es nicht lustig, aber in dem Augenblick hab ich mich nicht mehr eingekriegt).
Jedenfalls so ungefähr sind die Touren morgens zur Arbeit.

Nach 1 Stunde und 15 Minuten fahrt hab ich dann die 10 Kilometer hinter mich gebracht und sah nach der Fahrt genauso aus, wie morgens vorm Spiegel, verschwitzt und zerknautscht.

#natürlich ist es nicht immer so, aber in 60% der Fälle#

Der Arbeitstag an sich läuft immer gleich ab.
Morgens das Gelände betreten, und die Sicherheitsfrauen grüßen, vorbei an dem Raum der Putzkolonne (allesamt laufen barfuss durch die Gegend, auch beim Kloputzen). Als nächstes passiere ich den Fernseh- und Aufenthaltsraum, in dem immer Leute sind, ich weiß nicht wann die arbeiten, und die Kantine, in der einige Mitarbeiter ihr Frühstückscurry verspeisen.
(Ja genau, morgens Reis und Curry, mittags Reis und Curry und abends Reis und Curry, ich kann keinen Reis mehr sehen).
Dann in den Fahrstuhl, der jedes Stockwerk hält, weil hier irgendwie niemand die Treppe benutzt, und ins Büro. Das Büro hat 13m² und beherbergt 6 Leute, 3 PCs, die komplett virenverseucht sind, und von den dreien haben 2 Internet (das 1000 Mann starke Unternehmen hat eine schwache DSL 1000 Leitung) und sind die meiste Zeit besetzt. Was ich bemerkenswert fand war, dass alle PCs im Unternehmen mit illegalen Softwarelizenzen ausgestattet sind.
Ab und zu bekomme ich mehr oder weniger interessante Aufgaben und jeden Tag um 9.30 und 14.30 Uhr gibt es Tee mit Milch und Zucker, ich bekomme als Einziger eine Untertasse, weil ich ein besonderer Gast sei, meinen sie.
Um 16.30 Uhr ist dann Feierabend.

Mit den Kollegen komme ich ganz gut aus, der Abteilungsleiter ist sehr entspannt und meint ständig, ich solle nur sagen was ich machen will und er regelt das. Frei haben, kann ich wann ich will, ich soll aber nicht vergessen mich trotzdem im Anwesenheitsbuch nachzutragen, damit ich den vollen Lohn bekomme. In meinem Büro sitzen, 3 Frauen und 2 andere männliche Praktikanten (wobei die Bezeichnung Mädchen und Jungen besser passen würde, aber zum Thema „Männer, Frauen und ihre Interaktion“ werde ein anderes Mal schreiben.)

Hier zwei lustige Bilder die ich heimlich gemacht habe, ein Praktikant beim schlafen und daneben sein Vorgesetzter, der sich ueber ihn beschwert hat.

Das war mal ein kleiner Abriss meines Wochen-Alltags.

Also dann ich bemühe mich, mich weiterhin zum Schreiben zu motivieren. Demnächst bin ich auf einigen Baustellen, das heißt meine wenige Online-Zeit geht gegen Null, dafür gibt es dann sicherlich einige, lustige Bilder.

Also bis dann

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