Das Ende meiner ersten Arbeitswoche, 09.10.2008

Am Donnerstag den 09.10. wollten Yusuf und ich in die Stadt fahren, um ein paar Clubs zu besuchen. Hier in Colombo gibt es 6 oder 7 angesagte Clubs:
Sugar, R&B, Shine, The Zetter, Sansibar, Nuovo und evtl. Base (ein etwas anderer Club, junge Damen flirten und tanzen hier mit den Männern, aber nicht mehr, dafür wollen sie nur Getränke ausgegeben haben, die gleich mal das 4fache kosten). Für die hiesigen Verhältnisse sind sie recht teuer, aber im Vergleich zu Deutschland haben die noblen Clubs normale Preise, und als Weißer hat man keine Probleme irgendwo hineinzukommen.
Wir haben uns wie immer einen TucTuc-Fahrer geschnappt und fragten ihn, ob er wüsste, wo der Club Sugar ist. Am Anfang wissen TucTuc-Fahrer immer über alle Orte bescheid, aber wenn man dann schon 30 Minuten fährt und er fragt den 3ten Taxifahrer nach dem Weg, kriegt man schlechte Laune, vor allem wenn er dann am Ende noch mehr Geld haben will, weil er ja so lange gefahren ist. (Die Typen hab ich echt gefressen, die hauen einen übers Ohr, wo es nur geht, und komischerweise war jeder schon mal in „Deutselante“).
Als wir dann am Holiday-Inn von Colombo vorbei gefahren sind, sind Yusuf und ich einfach rein und haben dort nachgefragt. Drinnen kam ein betrunkenes Pärchen auf uns zu, das wusste, wo wir hin müssen. Sie meinten wir sollen doch morgen unbedingt noch mal wieder kommen und mit ihnen was trinken gehen, was wir natürlich nicht abgelehnt haben.
Als wir später im Sugar ankamen, war das komplett leer, also sind wir weiter zum „The Zetter“ haben dort Bier getrunken und Billard gespielt, bevor wir gegen 1 Uhr rausgeworfen wurden.

Am nächsten Abend war das Fairwell-Treffen von Stefani in der BUBA-Beachbar, zu dem die gesamte IAESTE-Truppe und wir eingeladen waren. Bilanz 2 weibliche Gäste und 17 männliche, von denen 14 ständig zu den Mädels geschielt haben. Weil es recht langweilig war, hab ich mir einige Biere reingepresst und etwas ARAK (Kokosschnaps) getrunken bis ich auf dem richtigen Level war, um mit den anderen beiden (Valentin und Yusuf) in die Stadt zu ziehen.
Da sich Yusuf und Valentin nicht sonderlich gut verstanden und sich wohl grad in den Haaren hatten, ist Valentin beim Zetters abgesprungen und wir sind weiter zum Holiday-Inn.
Auf dem Weg wurde wir, wie so oft, kontrolliert und haben betrunken wie wir waren, den Polizisten zu einem Foto überredet, ich glaube seine Kollegen fanden es nicht ganz so lustig, aber mit dem Typen musste man einfach ein Foto machen.

Dort angekommen haben wir das Gebäude regelrecht gestürmt und den Portier umstellt und zugelabert, dass wir jemanden suchen würden. Irgendwann hatten sie dann herausgefunden wen wir meinten, aber der Typ vom Tag zuvor (Pärchen) war nicht an der Bar oder sonst wo im öffentlichen Bereich. Anscheinend kam ich so überzeugend rüber, dass sie mir seine Zimmernummer gaben und meinten, ich könnte doch auf dem Zimmer anrufen, was ich auch gemacht hab. Zum Glück kam er dann aber gerade vom Klo, worauf wir ihm wie zwei Reeperbahnbesucher entgegenstolperten.
Wir haben uns mit ihm und seinen Verwandten an die Bar gesetzt und wurden auf ein paar Biere eingeladen. Im Laufe des Abends stellte sich heraus, dass sein Onkel der Besitzer des Holiday-Inn war und die ganze Familie dort die Hochzeit von was weiß ich wem feierte.
Nach einem bisschen Blabla hier und da, und 2-3 Visitenkarten später, wollten alle erst ins Sugar und später vielleicht ins R&B gehen.
Ich weiß noch, dass ich in einem Taxi auf den Beifahrersitz saß und Yusuf sich zu den Typen und seiner Freundin auf die Rückbank gequetscht hat, eigentlich waren wir echt aufdringlich.

Von hier an stützen sich meine Erinnerungen nur noch auf Fotos, ich finde ich sehe gar nicht so besoffen aus. Ich weiß, dass sie uns überall kostenlos rein gebracht haben und auch alle Getränke bezahlt haben (glaub ich), aber trotzdem fehlten mir am nächsten Tag 3000 Rs. (was damals noch 20 € waren, dank der Finanzkrise liegt der Kurs heute schlechter).
Also 20 Euro für so einen Abend, das schaff ich in Berlin nicht, außer vielleicht mit ner Flasche Goldbrand und Pilsator Bier. Der Typ mit den Schweißflecken, war der, der uns am Vorabend eingeladen hatte.

Am nächsten Tag jedenfalls war ich tot, meine Zunge war zu einem dicken, am Gaumen klebenden Fleischberg angeschwollen, meine Augen verklebt, mein Kopf brummte und ich schwitzte…sehr angenehm.
Dazu kam, dass Stefani an diesem Tag abreiste und ständig durch mein Zimmer laufen musste, um zum Bad zu kommen, will ihr kleines Bad mal wieder kein Wasser hatte. Gegen 9 Uhr kam dann ein IAESTE Student, der mir (ich lag nur in Unterhosen und auf dem Bauch im Bett) einen handgeschriebenen Zettel vor die Nase hielt, auf dem ich unterschrieben sollte. Ich denke mal das BGB greift in diesem Land nicht, aber ich war zu 99% nicht fähig, eine Willenserklärung abzugeben.
Der Rest des Tages verlief ziemlich komatös, ich bin durch die Wohnung getaumelt, auf der Suche nach irgendwelchen erfrischenden Lebensmitteln, fand aber nur alten Käse und Cracker, nicht gerade das richtige Katerfrühstück.
Gegen 16 Uhr ist dann Stefani abgezogen, das war echt deprimierend, sie durfte nach Hause ich aber nicht. Da ich mit Mina und meinen Eltern zum Skypen verabredet war, bin ich in ihrem Taxi mitgefahren und dann beim Cafe ausgestiegen.
Am Abend war nichts geplant und wir haben auch nichts gemacht, Yusuf lag nämlich auch den ganzen Tag vor sich hinvegetierend im Bett. Abends hab ich versucht meinen ersten Blogbeitrag zu schreiben, konnte mich aber nicht so richtig motivieren, weil ich schon wieder allein und traurig in der Wohnung war. Ich hab dann Mina angerufen, was mich wirklich gut über den Abend gebracht hat.